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Beskrivelse
Als Wende- und Umbruchszeit forderte der UEbergang zum zwanzigsten Jahrhundert ein UEberdenken der Rolle und Funktionsweise von Literatur, in das sich auch das Tagebuch einschreibt, das ihm neue Dimensionen erschliesst und zu einer Neudefinierung der Gattung des Tagebuchs fuhrt. Eine Analyse der Textpraxis der Tagebuchaufzeichnungen darf nicht davor Halt machen, traditionelle Ordnungsmuster literarischen Schreibens mit einem Fragezeichen zu versehen. Einen Beitrag dazu zu leisten, die Schreibweisen der Schriftstellertagebucher vor dem Hintergrund der Probleme des Schreibens um 1900 zu untersuchen, ist das Ziel dieser Arbeit. Es wurden Autoren gewahlt, die mit der Gattung des Tagebuchs experimentieren, sie im Schreiben thematisieren und die Grenzen des Mediums austesten. Ausgangspunkt ist der Erfahrungsschwund und die Krise der Identitat um die "Jahrhundertwende". Wirklichkeitsaneignung und Selbsterschaffung laufen im Tagebuch prozessual zusammen. Die Aufzeichnungen werden zum einen in ihrer Rolle bei der asthetischen Umsetzung von Wirklichkeit untersucht, die sich in der Auseinandersetzung mit der Medienkultur der Zeit vollzieht. Zum anderen wird nachvollzogen, wie die Schreibenden der Dispersion des Ich durch eine narrative Handhabung von Identitat begegnen. Die Tagebuchaufzeichnungen werden zum Medium eines Experimentierens mit der Identitat, in dem sich Existenz als ein nicht arretierbarer Prozess der Selbsterkundung darstellt.