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Beskrivelse
Macht ohne Selbstdarstellung ist schlechthin nicht vorstellbar. Unter dem Namen Zeremonialwissenschaft entsteht im Hochabsolutismus eine eigene Literaturgattung, die die juristische und politische Theorie hierzu entwirft. Hier wird die fur Politik, Staatswissenschaft, Diplomatie und Rechtswissenschaft gleichermassen zentrale Frage absolutistischer Herrschaftsreprasentation reflektiert. Die Verfasser diskutieren die Verortung der Zeremonialnormen zwischen Recht, Sitte und Moral. Inhaltlich geht es ihnen innen- wie aussenpolitisch um die Simulation machtvoller Furstenherrschaft durch das Hof-, Staats- und Kanzleizeremoniell, um Bandigung der als Pobel begriffenen Untertanen und um die Steigerung der furstlichen Reputation im Kontakt mit auswartigen Souveranen und ihren Gesandten. Vom Hof ausgehend wird eine alle Gesellschaftsteile durchdringende Propaganda des furstenstaatlichen Ordnungsmodells betrieben, die sich mannigfaltiger Kommunikationsmedien bedient und die auf eine Apotheose des Souverans und auf die Legitimation hofischen Aufwands und materieller Prachtentfaltung hinauslauft. Die Inszenierung von Rang und Herrschaft durch Ordnung, Tracht und Zeremoniell wird in der vorliegenden Arbeit nicht nur als Seitengebiet des offentlichen Rechts, sondern interdisziplinar analysiert. Die Fragestellung beruhrt die Facher der Literaturwissenschaft, der Wissenschaftsgeschichte des offentlichen Rechts, der Politik, der Soziologie und Sozialpsychologie, aber auch der Kunstgeschichte; denn Reprasentation und Inszenierung des Staates und Symbolbildung der Macht verlangen nach Bildlichkeit. Auf breiter Quellengrundlage wird so die zentrale Rolle, die Zeremonialfragen im Hochbarock spielten, durch die Analyse der machttaktischen Ratschlage hinsichtlich einer wirksamen Selbstinszenierung durchschaubar gemacht.