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Beskrivelse
Dem Schneidergesellen Johann Jetzer, Konverse im Dominikanerkonvent in Bern, erschienen 1507 der Geist eines ehemaligen Priors, die hl. Barbara, die Jungfrau Maria und weitere Heilige. Eine Erscheinung der Jungfrau verlieh Jetzer die Stigmata, in einer anderen wurde in ihrer Hand eine Hostie blutig. Danach begann die Pieta in der Berner Dominikanerkirche blutige Tranen zu weinen und sich bei ihrem Sohn zu beklagen, dass man die unbefleckte Empfangnis immer mehr auch ihr zuschreibe. Im Lauf von drei Inquisitionsprozessen stellte sich heraus, dass die Erscheinungen von den Berner Dominikanern inszeniert waren, um ihrer Lehre von der befleckten Empfangnis Marias zum Durchbruch zu verhelfen. 1509 wurden der Prior, der Lesemeister, der Subprior und der Schaffner des Konvents zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Obwohl die Akten der Jetzerprozesse bereits seit 1904 gedruckt vorliegen, gelingt es Kathrin Utz Tremp nun erstmals nachzuweisen, dass die Dominikaner nicht der Wunder-Inszenierung wegen hingerichtet wurden, sondern wegen Hostienfrevel und Ausubung von schwarzer Magie. Der Jetzerskandal warf hohe Wellen weit uber Bern hinaus und wurde, etwa in den Dunkelmannerbriefen, zu einem gewichtigen reformatorischen Argument gegen ein verderbtes Monchstum.