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Beskrivelse
Die vielbeschriebene Erosion von "Normalbiographien" wird bevorzugt an weiblichen Lebenslaufen festgemacht. Allerdings wird dabei oft nur schlagwortartig der Wandel von der "Normal- zur Wahlbiographie" genannt. Weniger thematisiert wird dabei, dass es sich bei diesem Wandel nicht nur um eine Vermehrung von Optionen handelt, sondern damit auch neue Standardisierungen verbunden sind, die schon beinahe den Charakter einer neuen Normalbiographie annehmen. So wird von Frauen am Ende ihrer Familienphase erwartet, dass sie sich wieder dem Arbeitsmarkt "zur Verfugung stellen." Dieser Wiedereinstieg in den Beruf wird zwar von den Frauen erwartet, aber von unserer Gesellschaft kaum unterstutzt, zumal in einer Zeit, in der vom sschrumpfenden Erwerbsarbeitsvolumen" die Rede ist. Was das fur Frauen in der Lebensmitte (also zwischen 40 und 60 Jahren) bedeutet, wie sie mit den widerspruchlichen Erwartungen umgehen und welche Krisen sie zu bewaltigen haben, um die Berufsruckkehr zu realisieren, wird anhand von Verwaltungsmitarbeiterinnen in der vorliegenden Studie untersucht. In einem historisch angelegten Uberblick zur weiblichen Lebenssituation im Spannungsfeld von Familie und Arbeitsmarkt wird ein Abriss jener Entwicklungsetappe weiblicher Erwerbsarbeit dargestellt, in der sich Frauen Arbeitsmarktchancen als "Handlungsgehilfinnen" schaffen konnten und sich uber einen langeren Prozess als "Verwaltungsmitarbeiterinnen" etablieren konnten. Ob Frauen vom normativen Erwartungshorizont der Gesellschaft her ihre "wahre Bestimmung" innerhalb, ausserhalb oder im Pendeln zwischen Berufs- und Familienarbeit finden sollten, hing jeweils sehr stark von okonomischen Imperativen ab. Frauen waren und sind als "Reservearmee" eingesetzt worden. Eine dauerhafte Einbindung in den Arbeitsmarkt in der Gestalt eines "Lebensberufs" ist mit einer solchen okonomischen Funktionsbestimmung nicht verbunden. Einen in unserer Gesellschaft normalisierten Weg fur Frauen, die Beruf und Familie vereinbaren wollen oder die nach einer Familienphase wieder ins Berufsleben einsteigen wollen, gibt es nicht. Fur welche der Optionen sich Frauen letztlich entscheiden, es ist immer eine Entscheidung, die Ambivalenzen und Widerspruche erzeugt und vor allem gibt es nur noch die individualisierte Lebensform, in der jede Frau genau fur die Entscheidung personlich verantwortlich ist oder sich personlich verantwortlich macht, die sie getroffen hat. Frauen zeichnen ein Bild, das den Titel wiedergibt: Viele Risiken, aber wenig Chancen. Fur den beruflichen Neuanfang in der Lebensmitte fehlen geeignete Vorbilder, die Berufsrolle muss neu erarbeitet und mit Kompetenzen ausgefullt werden, von der Familie muss Unterstutzung eingefordert werden, um den durch den Wiedereinstieg anstehenden Anforderungen gerecht werden zu konnen. Andererseits zeichnen die Frauen selbst kein deprimierendes Bild ihrer Situation nach dem Wiedereinstieg in den Verwaltungsbereich. Der erfolgreiche berufliche Wiedereinstieg wird von den untersuchten Frauen trotz aller Erschwernisse und Probleme, die dieser Schritt mit sich brachte, als wichtiges Ereignis in ihrem Leben eingestuft und als Elixier fur eine sinnvolle Lebensbewaltigung eingeschatzt.