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Beskrivelse
Die Buhne ist in Dunkel getaucht. Plotzlich explodiert ein kehliger Laut in die relative Stille hinein. Der Vokalartist David Moss setzt zu einer Stimmarie an. Es jault, krachzt, singt und haucht aus der ganzen Masse seiner Buhnenprasenz. Ganz leise setzt eine besanftigend wiegende Melodie aus dem Sampler dazu ein. Der Schauspieler Andre Wilms hat bereits sein Jackett abgelegt. So sehr zehrt der Weg durch den Wald an seinen Kraften. Ein Wald aus akustischen Signalen, auf die er reagieren, denen er ausweichen muss. Gehetzt, unter Einsatz seines ganzen Korpers beginnt er zu sprechen. Im Stakkato presst er einzelne Laute hervor: Sein Sprechen wird zu einem rhythmischen Sprechgesang. Das letzte Wort John Bergers ist verklungen. Im Dammerlicht ruckt das Publikum zu einer gemeinsam lauschenden Menge zusammen. Ein Grundrauschen erklingt, ein Wind heult leise, kaum vernehmbar. Die Ohren stehen auf Empfang. "Turn the volume of the silence up ," weist der Moderator die Technik an. Und tatsachlich: Die Stille wird lauter. Ein Gong lautet die nachste Runde ein. Manner mit schwarzverschmierten Gesichtern stehen im vor Hitze dampfenden Bauch des Schiffes. Der Seegang schuttelt sie. Das Schiff auf der Buhne ist ein Baugerust. Die Wellen ein Klangstrom, der an- und abschwillt. Yank, alias Willem Dafoe, wendet sein schwarzes Gesicht zum Publikum und schleudert ihm einen gewaltigen Monolog entgegen. Vier Szenen aus vier Inszenierungen der neunziger Jahre. In allen sind die Laute mehr als zufallig entstehende Gerausche - Nebeneffekte des Sprechens und der Bewegung der Schauspieler auf der Buhne. Die Klangdimension ruckt in den Vordergrund, tragt und strukturiert das Stuck. In der vorliegenden Studie untersucht Mareile Gilles, was wir wahrnehmen, wenn wir primar horen. Mit diesem Fokus auf das Auditive betritt sie innerhalb der Theaterwissenschaft ein bislang unerforschtes Gebiet. Zum ersten Mal liegt hiermit eine Studie vor, in der auditive Wahrnehmung, Gedachtnis, akustische Phantasie und die Wirkung von Stimmen analysiert und ruckgebunden werden an die Rezeption konkreter theatraler Inszenierungen.