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Beskrivelse
Bilder können Täter überführen, sie helfen aber auch Außenstehenden, ein Verbrechen besser zu begreifen. Manchmal zeigen wir Beweisfotos, weil sie erklären, wie ein Fall gelöst wurde. Manchmal zeigen wir Tatortaufnahmen, damit fassbar wird, was tatsächlich geschah, in seiner ganzen Dimension. Manchmal zeigen wir Porträts, weil alle Menschen ein Gesicht haben, Opfer wie Täter, Angehörige wie Ermittler. Es ist immer auch ein Abwägen: Wann wollen Protagonisten geschützt, müssen Bilder gepixelt werden? Welche Details sind Leserinnen und Lesern zuzumuten? Aber wann beschönigt man das Geschehene auch, wenn man verschämt den Mantel darüber legt? Bilder erzählen dem Betrachter einen besonderen Teil der Geschichte, immer auch einen emotionalen. Sie tun es auf ganz eigene Art. In Texten lässt sich schildern, wie ein Mensch spricht, welchen Eindruck er macht. Auch was früher geschehen ist, lässt sich in Worten vergegenwärtigen. Wenn sich Fotografinnen und Fotografen für Crime auf den Weg machen, können sie nur mit dem arbeiten, was im Hier und Jetzt ist. Darum beeindruckt es uns umso mehr, wenn sie nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar machen, was früher geschah und wie es weiterwirkt: der Schrecken von einst, die Trauer und Verunsicherung von heute. Auf die Idee zu unserer Titelgeschichte brachten uns Bilder: jene von Rafael Heygster, der lange auf der thailändischen Insel Koh Tao recherchiert hat. Die betörende, fast kitschige Schönheit des Idylls liegt noch immer im Licht der Morde und mysteriösen Todesfälle, die sich hier zugetragen haben. Auch das Projekt "Gabriele" von Ilka Pappenscheller ist ungemein vielschichtig. Es erzählt nicht nur vom Schicksal einer jungen Frau, die ermordet wurde, sondern auch von der Fotografin selbst. Sie ist in Gabrieles Dorf aufgewachsen, das die Tat nie bewältigt hat. Ihre Arbeit zeigt auch, wie gut man das betretene Schweigen zum Ausdruck bringen kann, gerade wenn man keine Worte zur Verfügung hat. Schauen Sie es sich an.