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Beskrivelse
Die Grundungsgeschichte der neuen Stadt Athen im 19. Jh. war im Laufe der letzten dreissig Jahre Gegenstand des erneuten Interesses der stadtbaugeschichtlichen Forschung. Staufferts Aufsatz "Die Anlage von Athen und der jetzige Zustand der Baukunst in Griechenland" von 1844, in diesem Zusammenhang einer der wesentlichen Quellentexte, wird in der vorliegenden Arbeit zum ersten Mal wiederveroffentlicht und ausfuhrlich kommentiert. Friedrich Stauffert ist durch seine zehnjahrige Tatigkeit (1833-1843) in griechischen Diensten bekannt, uber seine Herkunft und seine Ausbildung vor seiner Ankunft in Griechenland wissen wir dagegen nichts Naheres. In den Regierungsakten in Athen wird er als "Geometer" bezeichnet, er selbst nannte sich "Stadtarchitekt," was in Hinsicht auf seine Funktion stimmt. Seit 1835 hatte er fur insgesamt acht Jahre das Amt des "Stadtarchitekten" in Athen inne. Nach einem tatkraftigen Einsatz zur Ausfuhrung der Stadtplanung von Sparta 1834 wurde er trotz fehlender akademischer Ausbildung praktisch als Architekt mit den Aufgaben eines Stadtbaurates fur die Hauptstadt betraut. Stauffert selbst gibt beredtes Zeugnis von seinen beschwerlichen und komplizierten Bemuhungen (1835-1843) fur die Einhaltung der vorgesehenen Baulinien, den Schutz des Umfeldes der in der Altstadt zerstreuten Altertumer, die Absteckung der geplanten neuen Platze usw. und kritisiert die Willkurlichkeit der staatlichen Eingriffe als auch die Korruptheit des Gemeinderates sowie den mangelnden Burgersinn der Einwohner. Immerhin erarbeitete er die erste genaue Bestandsaufnahme der neuen Stadt Athen von 1836, ein Dokument von hoher zeichnerischer Qualitat und praktischem Nutzen. Daneben kam er auch zur Planung und Ausfuhrung zweier wichtiger Kommunalbauten Athens, des Civil-Hospitals und der ersten Grundschule Athens. Stauffert muss wahrend seiner Griechenlandjahre das Land auch aus eigener Initiative bereist haben. Mehrere Bemerkungen uber Provinzstadte und antike Orte sowie sein Beitrag uber "die mittelalterlichen Kirchen byzantinischen Stils in Griechenland" zeigen, dass er - wie ubrigens die meisten ins Land ubersiedelten Deutschen zu jener Zeit - ein allgemeines Interesse fur das Land entwickelt hatte. Als nach der unblutigen Revolution von 1843 alle Auslander aus dem offentlichen Dienst suspendiert wurden, kam Stauffert nach Wien, wo er fur mehrere Jahre Redakteur der angesehenen Fachzeitschrift "Allgemeine Bauzeitung" war. Schon im nachsten Jahre 1844 veroffentlicht er in diesem Blatt in funf Folgen seinen Bericht uber "Die Anlage von Athen und der jetzige Zustand der Baukunst in Griechenland," spater folgten noch andere Beitrage uber Griechenland. Uber die weitere Tatigkeit Staufferts konnten keine konkreten Hinweise gewonnen werden; um 1860 soll er in der Umgebung Wiens gestorben sei. Staufferts Bericht ist der erste und einzigartige Versuch einer Gesamtschau der stadtebaulichen Entwicklung im neuentstandenen Griechenlands. Er versucht, eine Bilanz der eigenen Erfahrungen in der Ausubung eines offentlichen Bauamtes zu ziehen und auch allgemeine Informationen sowohl uber die neuzeitlichen wie auch uber die antiken Stadte Griechenlands einem interessierten breiteren Publikum in Zentraleuropa zu bieten. Die Einmaligkeit des Textes liegt darin, dass kein anderer spezifischer Bericht uber das Bauen im neuen Griechenland im Laufe des 19. Jh. uberhaupt erschienen ist. Zwar sind am Ende des Jahrhunderts umfangreiche Gesamtdarstellungen der institutionellen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Griechenlands veroffentlicht worden, in keinem dieser Werke wurde jedoch dem Wohnungsbau und der Stadtplanung ein besonderes Kapitel gewidmet. Die "Bemerkungen" nehmen je nach behandeltem Gegenstand einen unterschiedlichen Charakter an, sind aber immer von besonderem dokumentarischen Wert: Der erste Abschnitt, eine hochst eigenwillige Beurteilung der Athener Stadtplanung sowie Einsicht in die verworrenen Hintergrunde ihrer Ausfuhrung, hat den Charakter eines personlichen Bekenntnisses und bietet zur gleichen Zeit ein seltenes Zeitdokument uber die fragwurdigen Planungsvorgange aus der Feder eines direkt Beteiligten. Es folgt eine einmalige Schilderung der technischen Baugepflogenheiten bei der Ausfuhrung der Athener Burgerhauser im Laufe des ersten Jahrzehnts der Regierungszeit Konig Ottos, die uns die bautechnische Beschreibung des neu eingefuhrten klassizistischen Hauserbaus in Griechenland zutreffend und prazise liefert. Dann entwirft der Autor eine Beschreibung des damaligen Territoriums Griechenlands in Form einer Periegese durch die wichtigsten bewohnten Orte und antiken Ruinenstatten fuhrt, teils nach eigener Besichtigung, teils durch eine Ubernahme von Informationen antiker oder neuzeitlicher Schriftsteller. Es folgt eine lebhafte und farbenreiche Beschreibung der wichtigsten Strassenverbindungen und Brucken des Landes. Abschliessend wird ein Bild der architektonische n Einrichtungen im Lande entworfen, der Ausbildung fur Baufachleute, Organisation des Bauwesens und Denkmalpflege. Sachlichkeit, Nuchternheit und Offenheit sind die Hauptmerkmale des Berichts. Was zu sagen ist, wird direkt und unmissverstandlich geaussert, Kritik, Bemangelungen und Vorwurfe werden offen ausgetragen; Andeutungen, Mutmassungen und Perfidien sind nicht die Sache Staufferts. Dies nimmt den Leser positiv fur den informationsreichen Text ein. Eine offentliche Bilanz der Tatigkeit Staufferts als Fachmann und Staatsbeamter sollte durch eine didaktische Ubermittlung von Grundkenntnissen uber das Bauen und die Stadte im neuen Griechenland erganzt werden, aber auch durch eine kritische Beurteilung der sozialen und kulturellen Realitat im neuen Griechenland. In Athen bemuht sich Stauffert um die Unbebaubarkeit der Umgebung der wichtigsten antiken Monumente der Stadt, stellt ein Verzeichnis der "usurpierten" Bauplatze auf, projektiert die erste Stadterweiterung, d.h. die Vorstadt Neapolis und schlagt die Anlage von neuen Platzen in der Al