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Beskrivelse
In einer papieruberladenen kerzenbewehrten Wiener Altbauwohnung treffen sechs Figuren aufeinander. Eine an Demenz erkrankte Mieterin inmitten ihrer riesigen Bibliothek. Ein Gerichtsvollzieher mit zwanghaften Verhaltensmustern. Eine Immobilienbesitzerin, die mit ihrem Erbe eigenbrotlerische Studien finanziert. Ein junger Mann vom Schlusseldienst, der sich als kapitalismuskritischer Student outet. Eine hundertzwanzigjahrige Geisterfrau, die sich nicht von ihrem im Dritten Reich erworbenen Zinshaus trennen kann. Und ein Spediteur mit krimineller Vorgeschichte. Zweck des neunundvierzig Minuten dauernden Ortstermins ist die Planung einer Zwangsraumung. Die Figuren verharren jedoch in ihren subjektiven Realitaten. Ihre Beobachtungen, Selbstwahrnehmungen, Ziele und Wunsche eroffnen zeitweise den Blick in Abgrunde und bleiben unvereinbar. Lisbeth Exner lasst die Reflexionen dieser disparaten Charaktere in ihrem dichten Kurzroman um die Themen Wohnen und Besitz kreisen. Von der Wiener Wohnbaupolitik seit 1920 und dem Ausverkauf judischen Hauseigentums nach dem 'Anschluss' bis zur aktuellen Immobilienspekulation. Vom vermeintlichen Sieg des Kapitalismus bis zur Idee des Gemeinwohls. Vom Wohnungseinbruch bis zur Zwangsraumung. Vom juristisch Machbaren bis zur humanen Individuallosung. Vom sterilen Zimmer mit Flachbildschirm bis zur staubflirrenden Gro bibliothek. Vom Buchersammeln bis zur phantastischen Literaturlandschaft. Hier verschmelzen Lekture und Leben zu einem Bewusstseinsfilm.