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Beskrivelse
Carl von Clausewitz schrieb ruckblickend im Dezember 1806 uber den zwei Monate zuvor gefallenen Prinz Louis Ferdinand von Preussen: "So unangenehm es war, die Kampagne mit einem unglucklichen Gefecht eroffnet zu sehen, so war doch bei weitem der grosste Verlust, den wir dabei erlitten, das Leben eines Prinzen, der schon lange die Augen von ganz Europa auf sich gezogen hatte und Eigenschaften besass, die auf die Erscheinung eines zweiten Conde in der Geschichte die grosste Hoffnung machte. Es gibt wenig Menschen, derem ganzen Wesen die Natur den Heldencharakter so deutlich aufgepragt hatte, und selten gehen aus ihrer Hand so reich, ich mochte sagen, so prachtig ausgestattete Menschen hervor." Diese Satze mogen die Bedeutung veranschaulichen, die Louis Ferdinand fur das Preussen seiner Zeit und fur seine Nachwelt hatte. Diese Bedeutung ist bis heute in vielen Bereichen untersucht und dargelegt worden, doch ist sie in den seltensten Fallen von der direkt nach seinem Tode einsetzenden Heldenverehrung und Mystifizierung befreit worden. Aus den meisten Veroffentlichungen, die den Prinzen betreffen, wird ersichtlich, dass Louis Ferdinand von Preussen nicht nur als Soldat oder Staatsmann sondern ebenso als Musiker Gewicht zukommt, doch existieren hieruber leider kaum Untersuchungen. Ausgerechnet die Musik und das musikalische Wirken Louis Ferdinands sind bis heute, vielleicht gerade weil die Relevanz dieses Prinzen fur die Geschichte Preussens so enorm waren, hinter dieser in Vergessenheit geraten. Dabei trat Louis Ferdinand bereits zu Lebzeiten als glanzender Pianist hervor, der sich des Lobes Beethovens erfreuen konnte, und sein musikalisches Werk wirkte inspirierend auf kommende Generationen von Komponisten. Daruber hinaus steht das Werk Louis Ferdinands im Grenzbereich zweier musikgeschichtlicher Epochen, der klassischen und romantischen. So schrieb beispielsweise Robert Schumann 1840 uber den Prinzen: "Vielleicht erinnert man sich auch des romantischsten aller Furstensohne, des Prinzen Louis Ferdinand von Preussen und seiner Quartette, die ihm in der Geschichte der Musik ein unvergangliches Andenken sichern." Louis Ferdinand von Preussen zahlt musikalisch zum Umkreis Ludwig van Beethovens, den er auch personlich kannte und schatzte. Das erste Treffen der beiden fand anlasslich des Beethovenbesuchs in Berlin im Jahre 1796 statt, wobei Beethoven schon zu diesem Zeitpunkt das Klavierspiel des Prinzen hoher schatzte als das Heinrich Himmels, der zu diesem Zeitpunkt immerhin als preussischer Hofkapellmeister fungierte. Himmel "besitze ein artiges Talent, weiter aber nichts; sein Klavierspiel sei elegant und angenehm, allein mit dem Prinzen Louis Ferdinand sei er gar nicht zu vergleichen." Eine zweite Begegnung Louis Ferdinands mit Beethoven fand 1804 wahrend der diplomatischen Bemuhungen des Prinzen in Wien statt. In der Folge dieses erneuten Treffens widmete Ludwig van Beethoven Louis Ferdinand sein drittes Klavierkonzert, op. 37. Es ist daruber hinaus davon auszugehen, dass auch Beethovens Sinfonie Nr. 3 Eroica Louis Ferdinand von Preussen gewidmet ist. Die Widmung kam auf Betreiben Furst Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz zustande, dem wohl wichtigsten Mazen Beethovens und wiederum engen Freund Louis Ferdinands. Die Werke Louis Ferdinands wirkten inspirierend auf Schubert, Weber, Spohr und vielleicht sogar Chopin. Robert Schumann hat auf den Vorlaufer-Charakter von Louis Ferdinands Musik fur sein eigenes Werk hingewiesen und hat den Satz gepragt, es seien "auf die neue Musik vor allem Franz Schubert und Prinz Louis Ferdinand von Preussen, ein paar hochst poetische Naturen, von grossem Einfluss" gewesen. Louis Ferdinand also auf Augenhohe mit Franz Schubert als ein Mitbegrunder der "neuen Musik," der musikalischen Romantik, beziehungsweise als ein - und so wird der Prinz heutzutage eingeordnet - herausragender Komponist einer deutschen Fruhromantik? Die vorliegende Arbeit beschaftigt sich erstmals mit dieser und ahnlichen Fragen im Kontext der aussergewohnlichen Biographie des Prinzen. Dabei werden nicht nur eine Vielzahl an neuen biographischen Details sondern vor allem auch langst uberfallige Fragen zur musikalischen Ausbildung und zum musikalischen Umfeld Louis Ferdinands von Preussen gestellt und beantwortet. So zum Beispiel auch diejenige nach dem Verbleib des umfangreichen Nachlasses oder diejenige, ob der Prinz tatsachlich der sagenumwobene "grand uomo" sein konnte, dem die Eroica Ludwig van Beethovens gewidmet ist. Daruber hinaus wird die Biographie Louis Ferdinands ausfuhrlich dargestellt und vielfach berichtigt. Dazu wurden hochst umfangreiche Quellenstudien betrieben und zahlreiche neue Quellen ausgewertet. Am Ende entsteht ein eindrucksvolles und wohl auch erstmals komplettes Bild des preussischen Prinzen, da der Zugang sowohl aus biographischer Sicht als auch uber die Musik entsteht.