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Beskrivelse
Gegenstand des Buches ist die kultur- und modernitatskritische Wiederentdeckung Platons zwischen Jahrhundertwende und Nationalsozialismus. Es beschreibt die verschiedenen Motive und die Wege, auf denen Platon den Partikelzahlenden Philologen entrissen und zu einem kulturellen Korrektiv, spater gar zum Vorbild des Retters in Zeiten der Auflosung (Kurt Hildebrandt) erhoben wurde, und es untersucht die Dynamik der sich hieraus entwickelnden und konkurrierenden Programme und Denkstile. In dieser Platon-Renaissance konnten dabei zahlreiche bildungsburgerliche Gruppen ihre verwandte Not verhandeln und in Platon als dem Erzieher (zum Staat, zum Idealismus, zur Wissenschaft, zum hohen Leben usw.) ein Deutungsmuster entwickeln, das nicht nur ihren asthetischen oder humanistischen Gegenweltbedarf (Nipperdey) befriedigte, sondern das sich auch in vom 19. Jahrhundert noch unverbrauchte padagogische und politische Programme ubersetzen liess. Die biographische und politisch-padagogische Verkurzung der platonischen Frage erleichterte dabei die Ubertragbarkeit in verschiedene Kontexte, nicht zuletzt den der Schule. Gerade die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend unter schulpolitischem Rechtfertigungsdruck stehenden Philologen sollte der sogenannte Neoplatonismus in einen regelrechten Relevanzrausch versetzen, von deren Folgen sich Platon lange, der Humanismus wohl endgultig nicht mehr erholen konnte.