Nett, Brav Und Ordentlich?

Klappentext: Von Moral spricht man nicht gern, und noch unangenehmer ist es, wenn man zuh ren muss, wie andere davon sprechen. Dieses Buch will jedoch nicht von der Kanzel herab den gro en Moralhammer schwingen. Es redet ber Moral, weil moderne Gesellschaften nicht auf eine Diskussion ber Werte verzichten k nnen, egal ob man sie nun "Moral," "Ethik" oder "Tugend" nennt - und was man riskiert, wenn man solche Fragen entweder f r berholt erkl rt oder nur noch f r Experten zul sst. Es redet ber Moral, weil es eine Grundfrage unserer Erziehung sein sollte, zu welchen Werten man Kinder erzieht - und was man riskiert, wenn man darauf verzichtet. Es redet ber Moral, weil wir alle jeden Tag moralische Entscheidungen treffen, egal ob wir sie als solche wahrnehmen oder nicht - und was man riskiert, wenn man die daf r n tige moralische Urteilskraft nicht entwickelt. Und es redet speziell ber "Sekund rtugenden," weil sie am meisten in Verruf gekommen sind und weil sie am leichtesten zu praktizieren sind. Und es versucht, das nicht nur mit ein wenig historischer Tiefensch rfe zu tun, sondern auch mit ein wenig Humor. Es verbindet deshalb zehn literarische Kurzskizzen ("Charaktere") mit zehn kurzen philosophischen Essays zu vergessenen Tugenden wie P nktlichkeit, Ordnung, Flei , Treue und Dankbarkeit.

Aus dem Inhalt: Vom Wert der Tugenden * Wer nicht kommt zur rechten Zeit - P nktlichkeit und Respekt * Was ist faul an der Faulheit? - Flei und T tigkeit * Das Genie beherrscht das Chaos - Ordnung und Sch nheit * Frisch gewagt ist halb fertig - Zuverl ssigkeit und Charakter * Darf es auch ein bisschen weniger sein? - Bescheidenheit und Demut * Auf der berholspur - Geduld und Nachhaltigkeit * Das Zauberwort - H flichkeit und Menschenfreundlichkeit * Durchgemogelt - Treue und Wahrheit * Nein danke - Dankbarkeit und Grazie * Blo nicht normal - Von der M igkeit zur work-live-balance

Aus dem Text: Nennen wir sie Caro. Eigentlich hie sie Caroline, aber das war ihrer Mutter schon bald zu kompliziert und zu lang. Ihre Mutter sch tzte es, wenn die Dinge einfach waren; sie hatte schon so genug damit zu tun, den berblick zu behalten. Immer war etwas verschwunden in ihrem Haushalt, aber meist wurde das mit einem lachenden: "das Genie beherrscht das Chaos " abgetan. Leider war niemand in ihrer Familie ein Genie, und das Chaos herrschte in ihrem Alltag ziemlich un?umschr nkt. Aber Caro kannte es nicht anders. Niemals w re sie auf die Idee gekommen, ihr Kinderzimmer aufzur umen - wozu auch, es war danach gleich wieder unordentlich, und wenn man etwas nicht fand, dann kaufte man es halt neu; billig nat rlich, denn irgendwie verschwand das Geld im Haushalt auf die gleiche Art und Weise wie die Schnullis und die Puppenkleider und die besonders b sartigen Socken, von immer nur eine zu finden war. ...] Was ist falsch an Ordnung? Vor allem ihre Zwanghaftigkeit. Ordnung soll herrschen - die Sprache verr t es schon; am besten "Ruhe und Ordnung," oder, noch schlimmer, "Zucht und Ordnung" Diese ungl ckliche Zusammenstellung, eine Lieblingsfloskel im Nationalsozialismus (der beides durchaus w rtlich meinte), hat einer sowieso schon ungeliebten Tugend den Rest gegeben und sie ins "W rterbuch des Unmenschen" verbannt: als Synonym f r autorit ren Machtmissbrauch und Hierarchieh rigkeit, f r Unterwerfung unter die Regeln eines rigiden Systems, seien es die des Milit rs, der Kirche oder anderer "Ordnungsm chte." Sogar in der Biologie herrscht die Ordnung autorit r - beispielsweise in Form der "Hackordnung" Auf dem H hnerhof steht das Alpha-Huhn ganz oben auf der H hnerleiter, und das arme Omega-Huhn, ganz unten auf der letzten Stufe, hat wenig zu picken; das gleiche gilt f r bei Menschen gemeinhin wenig beliebte Arten wie Wespen oder W lfe.