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Beskrivelse
Das literarische Motiv der Krankheit kann auf eine lange literaturgeschichtliche Tradition zuruckblicken. Seine besondere Funktion erhalt es aus den Zuschreibungen, die mit dem Krankheitsbild und den Erkrankten selbst verbunden werden, Zuschreibungen die von radikaler Zuruckweisung oder aber gezielten Idealisierung gepragt sind. Bereits die Krankheiten selbst sind aus medizinhistorischer Sicht keine unveranderlichen Wesenheiten, sondern stets einer Evolution oder zumindest einer sich historisch wandelnden Wahrnehmung unterworfen. Gerade ein Blick auf den sozio-kulturellen und psychologischen Gehalt von Krankheitsvorstellungen verdeutlicht jedoch, wie stark ihre gangigen Deutungsmuster auf stereotypen Zuschreibungen beruhen, die sich nur am Rande auf empirisch-medizinische Befunde stutzen. Die vorliegende Arbeit untersucht an Beispielen der franzosischsprachigen Erzahlliteratur unterschiedliche literarische Ausgestaltungen derartiger Vorstellungen oder Bilder von Krankheit. Nach einem kurzen motivgeschichtlichen Uberblick zur franzosischen Literatur wird aus einer imagologischen Perspektive nach den Funktionen gefragt, welche Autorinnen und Autoren aus der zweiten Halfte des 20. Jahrhunderts der Krankheit in ihren Texten zugeschrieben haben. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei die Stilisierungen von Krankheiten im Sinne von Identitats- oder Alteritatsmerkmalen. Zugleich wird an den gewahlten Texten aufgezeigt, wie sehr sie in Struktur, Inhalt, Figurenkonzeption, sprachlichem Ausdruck und metapoetischen Verweisen ein in ihnen zentral gesetztes Krankheitsmotiv auf verschiedenen Ebenen aufgreifen und transformieren.