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Beskrivelse
Die Strafjustiz des Kaiserreichs gilt bislang als Ort der Skandalprozesse und Klassenjustiz einerseits oder mit der Kodifikation der bis heute geltenden Strafprozessordnung von 1879 als Beginn der modernen Rechtsprechung andererseits. Doch Alexandra Ortmann zeigt, dass die Bevolkerung trotz einer strukturellen Machtasymmetrie in der gerichtlichen Auseinandersetzung faktisch gut informiert war und machtvoll agierte. Es gelang ihr, sich von ihrer Rolle als Untertanen zu mundigen Staatsburgerinnen und Staatsburgern zu entwickeln und demokratische Haltungen und Praktiken einzuuben. Die Strafjustiz spiegelt dabei die allgemeinen gesellschaftlichen Machtauseinandersetzungen wider. Im Gericht und in der Rechtspolitik zeigt sich ein Verhandeln um Macht zwischen den um ihre Elitenstellung ringenden, zumeist burgerlichen Juristen und der breiten Bevolkerung, das exemplarisch fur die zeitgenossische Gesellschaft war.Die Studie zur Strafjustiz des Kaiserreichs und der fruhen Weimarer Republik berucksichtigt erstmals die Perspektiven aller Beteiligten: die der Laien, Juristen, Medien, Kirchen und Vereinen. Durch die Analyse von Strafprozessen im landlichen Bayerisch-Schwaben und eine dekonstruktivistische Lesart der reichsweiten juristischen Fachliteratur zeichnet sie den Justizalltag nach.