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Beskrivelse
Das Buch behandelt literarische Tendenzen in der Zeit des Expressionismus, die in nachweisbar engem historischem Entstehungszusammenhang mit der Existenzphilosophie Heideggers und Jaspers stehen. Wahrend jedoch diese Philosophie pathologische Erfahrungen wie Angst, Entfremdung und Geworfenheit zu Grundbefindlichkeiten menschlichen Daseins ontologisiert hat, kommt es Anz darauf an, sie zu historisieren, d. h. an eine konkrete bewusstseins- und sozialgeschichtliche Situation zu binden. Auf einer breiten Materialbasis, die neben einigen zeitgenoessischen Schriften aus Soziologie, Psychiatrie und Psychoanalyse Werke verschiedenster Autoren wie u. a. G. Heym, R. M. Rilke, A. Doeblin, Th. Mann, C. Einstein, F. Kafka, G. Benn und G. Meyrink einbezieht, wird gezeigt, dass die Pathographie menschlicher Existenz, die im Gefolge der Existenzphilosophie vielfach zur Ideologie verkommen ist, in der ihr zeitlich vorausgehenden Literatur des expressionistischen Jahrzehnts ein erhebliches ideologie- und gesellschafts-kritisches Potential aufweist. Psychisches Leiden erscheint ihr weder als unabanderliche Existenzbedingung noch als krankhafte Abweichung von der gesunden Norm, sondern als Ausdruck gescharfter Sensibilitat gegenuber sozialen Mangeln und Problemen. Dieliterarische Psychopathographie steht sowohl in erklarter Opposition zum Wilhelminischen Zeitgeist vor dem ersten Weltkrieg als auch zum AEsthetizismus der Literatur um 1900, den sie als falsche Harmonisierung der Wirklichkeit diskreditieren. Hierin ist sie Ausdruck eines fundamentalen Funktionswandels von Literatur, wie er sich um 1910 vollzieht. Das Buch vermittelt in der Rekonstruktion des Vokabulars und der Bildlichkeit, der Denk- und Stilformen sowie der sozialen Genese und Funktion dieser Literatur ein partiell verandertes Expressionismusbild, das haufig anzutreffende Reduktionen der Epoche auf das lautstarke Pathos der Ekstase, des Rausches, des Hymnischen, Visionaren oder Utopischen korrigiert. Es kann als Einfuhr