Du er ikke logget ind
Beskrivelse
Tote Mutter sind in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ausserst prasent. Als Variante der Verbindung von Weiblichkeit und Tod ist das Motiv des Muttertodes traditionell in der Metaphorik der kulturellen Geburt verankert und steht in einem ambivalenten Verhaltnis zur Selbstschopfung. Der literarische Muttertod wird somit fur ein Identitatsnarrativ wirksam, das zwischen Nekrolog und Biografie angesiedelt ist. Da die Mutterfigur zudem der Verkorperung literarischer Traditionen dienen kann, besitzt das Motiv eine poetologische Dimension. Anhand ausgewahlter Romane von Thomas Bernhard, Charlotte Kerner, Evelyn Grill, Katharina Hagena und Angelika Overath betrachtet die Verfasserin das Motiv des Muttertodes in Zusammenhang mit der Erinnerungsdarstellung und der Gedachtnismetaphorik. Die narratologische Untersuchung, die geschlechtertheoretische Annahmen einbezieht, wird durch eine intertextuelle Lekture erganzt. So wird aufgezeigt, dass das Erinnerungsverhalten der Figuren mit dem jeweiligen 'Gedachtnis der Literatur' korrespondiert. Dabei erweist sich sowohl der intertextuelle Umgang mit literarischen Traditionen als auch das Erinnerungsverhalten als offen fur ironische Bruche, Verzerrungen und Umdeutungen. Als kulturell aufgeladene Figur, deren Kunstlichkeit offengelegt wird, bleibt die tote Mutter konstitutiv fur die Identitatskonstruktion.