Leben auf dem Mississippi

Life on the Mississippi - hier in neuer Ubersetzung ins Deutsche Leben auf dem Mississippi - ist ein halbautobiografischer Reisebericht von Mark Twain aus dem Jahr 1883, der eine Zusammenfassung seiner personlichen und kunstlerischen Welt darstellt: seine turbulente und humorvolle Art, die Realitat zu erfassen und wiederzugeben, seine Vorliebe fur eine ungezugelte Struktur und seine Uberzeugung, dass das Gerust eines Buches nicht durch Erfahrung ersetzt werden kann. Tatsachlich ist das Thema der Erzahlung der groe Mississippi, dessen Fluten die jungen Jahre des Autors durchzogen, der als Lehrling und spater als Dampferpilot alle Stromungen kennengelernt hatte, mit denen er sich erfolgreich identifizieren konnte, als ware er die Schutzgottheit. Die Form des Romans drckt das Wesen des Schriftstellers Mark Twain aus, ein Reisebuch, das seine Vorgnger The Innocents Abroad (1869), la dure (1872) (Roughing it), A Tramp Abroad (1880) und seinen Nachfolger Following the Equator (1897) bertrifft. Als Wiedersehen mit den Ursprngen verkrpert es die Rckkehr - und prsentiert den Bericht ber diese Rckkehr - zum Fluss und zu den Erlebnissen der Jugend. In all seinen anderen Reisebchern hatte Mark Twain entweder sich selbst als Reisenden entdeckt (The Innocents Abroad), versucht, Fragmente seiner jungen Vergangenheit wiederzubeleben ( la dure) oder bewusst das Schema des 'Reiseberichts' wiederholt. Im Jahr 1882 kehrte der inzwischen berhmte Schriftsteller zu seinen Ursprngen zurck, mit dem ausdrcklichen Ziel, ein neues Buch ber den Fluss zu schreiben, wobei er gleichzeitig einen hnlichen Text aus dem Jahr 1876 berarbeitete. Die Zusammenfhrung dieser Seiten mit Leben auf dem Mississippi stellte keineswegs zwei nebeneinander liegende Bcher dar, sondern verlieh dem Ganzen einen zustzlichen Wert. Der dokumentarische Aspekt der Erzhlung ist nicht ihr Hauptzweck. Der Vergleich zwischen der Welt am Fluss, wie sie vor dem Brgerkrieg war, und wie sie heute ist, verdeutlicht jedoch indirekt die Vernderungen, die den amerikanischen Sden tiefgreifend beeinflusst haben. Die Identifikation des Autors mit dem Fluss und der vielfltige, kraftvolle und ausufernde Stil, der beide zusammen in Szene setzt, bilden schlielich nach und nach den gemeinsamen Mythos des Mississippi und des Schriftstellers Samuel Langhorne Clemens, der durch einen langsamen Prozess der Sublimierung ihrer Beziehung zu Mark Twain wurde.