Latro und Eremit

Die Anregung zu diesem Buch verdankt sich einem erstaunlichen Textbefund: Wer die klassischen Texte des M nch- und Eremitentums sowie der Bettelorden oder sp tantike und mittelalterliche Heiligenlegenden aufmerksam liest, st t immer wieder auf latrones - auf outlaws, die mit Eremiten, M nchen und Br dern sowie mit der Gesellschaft insgesamt interagieren und sie provozieren. Die Tatsache, dass dieses latro-Motiv schon im Alten Testaments begegnet und Jesus auf Golgotha zwischen zwei latrones hingerichtet wird, macht es mehr als unwahrscheinlich, dass es sich bei diesem Motiv lediglich um ein rhetorisches Zubeh r theologischer Texte handelt: Das Motiv entpuppt sich bei genauem Hinsehen als eine theologische Schnittstelle, auf der die Freiheitsbegabung des Menschen narrativ entfaltet wird. Der spiritualit tsgeschichtliche Rundgang der Habilitationsschrift untersucht latrologische Themen des Alten und Neuen Testaments, der anachoretischen Bewegung des Ostens und des fr hen Mittelalters; er widmet sich dem Reformm nchtum sowie der mendikantischen Lebensform; er ber cksichtigt die mittelalterliche Ikonographie; er nimmt latrologische Orte wie Gef ngnisse, Leprosorien, Friedh fe und Eremitenzellen in Augenschein. Als Ertrag der Arbeit darf man festhalten: Die latro-Eremiten-Texte sind ein Spiegel der Ambivalenz menschlicher Freiheit - in ihrer destruktiven Gef hrdung (latro-Existenz) und in ihrem eschatologisch begr ndeten Gelingen.