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Beskrivelse
Fur jede heutige Gesellschaft, die ein gewisses Niveau der Industrialisierung, der Urbanisierung und eine Ebene der massenhaften Bildung erreicht hat und dabei die Bewusstseinsgrundlagen des massenhaften Politisierens bereits geschaffen hat, ergibt sich die Frage: Wie kann eine politische Stabilitat so aufrechterhalten werden, dass dabei das massenhafte Politisieren frei gestattet wird und die Verschiebung der politischen Meinungen der Masse ohne Explosion zu einer Anderung der staatlichen Politik fuhren kann? In einzelnen fernostlichen Landern konnten die Strukturen der wirtschaftlichen Rationalitat erfolgreich ausgestaltet werden, doch ab einem bestimmten Entwicklungsniveau stellt der Mangel der auf den gesellschaftlichen Konsens begrundeten politischen Strukturen die gesamte bisher erreichte Entwicklung in Frage - so wie das neuerdings die politischen Ereignisse in Sudkorea zeigen. In den heutigen osteuropaischen Landern ist das Problem der Modernisierung in den letzten Jahrzehnten besonders bedruckend. Die Grundlagen der Industrialisierung, die Bildung der Massen und die Urbanisierung wurden hier unter volliger Zerschmetterung der Autonomien verwirklicht und durch zentralisierte Lenkung der Staatsmacht ersetzt. Nach Erreichen einer gesellschaftlichen Entwicklung hat sich dies in vollem Masse als Sackgasse erwiesen. Die zentralisierte und nach im voraus gesteckten Zielen funktionierende stalinistische Staatsmacht konnte beschleunigt gewisse elementare Modernisierungserrungenschaften schaffen, aber nach Erreichen einer Komplexitat wurden gerade die Mechanismen unerlasslich, welche von der stalinistischen Modernisierungslogik der Durchfuhrung der beschleunigten Industrialisierung zuliebe zerschlagen worden waren; autonome wirtschaftliche Rationalitat, auf den gesellschaftlichen Konsens aufbauende Staatsmachtstrukturen, die autonome Justiz und die fachgerecht und rechtlich geregelte Verwaltung. Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit wird ein umfassender theoretischer Begriffsrahmen fur die gesellschaftlichen Funktionssysteme entfaltet. Der Ausgangspunkt wird von der Theorie von Niklas Luhmann genommen, aber dann werden einige Modifizierungen dieser Theorie unternommen, und ein eigener Begriffsrahmen wird ausgestaltet. Die wichtigste Modifizierung besteht in der Einengung der Grenzen der gesellschaftlichen Funktionssysteme auf die professionellen Komponenten, und als Konsequenz dieser Modifizierung wird die Kategorie des Alltagslebens in die Luhmannsche Theorie eingefuhrt. Auf diese Weise wird die Modernisierung der komplexen Gesellschaften als Hervorhebung der professionellen Institutionssysteme aus dem diffusen Alltagsleben thematisiert. Damit wird die Theorie von Luhmannn der Theorie von Jurgen Habermas und in bestimmten Hinsichten der Theorie von Richard Munch nahergebracht. Im zweiten Teil wird die Theorie der professionellen Institutionssysteme auf das System der Wissenschaft, das politische System und das Rechtssystem angewendet.