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Jacqueline Pascal

- Die Schwester des Philosophen

Bog
  • Format
  • Bog, paperback
  • Tysk
  • 94 sider

Beskrivelse

Jacqueline Pascal war die jungere Schwester Blaise Pascals, des bedeutendsten religiosen Denkers und Wissenschaftlers der franzosischen Fruhaufklarung. Dem Autor gelingt ein faszinierendes Portrat dieser eigenstandigen und interessanten Frau. Er beschreibt zuerst die familiare Konstellation, danach den Lebensweg der jungen, hochbegabten Jacqueline, die in der hofischen, literarisch interessierten Gesellschaft mit ihren Gedichten brilliert, dann aber jah mit der mondanen Welt bricht und sich ins jansenistische Kloster zuruckzieht. Dabei erfahrt man viel uber die religiose und politische Welt der damaligen Zeit, uber die Auseinandersetzungen um den Jansenismus, die auch das Leben und Werk ihres philosophischen Bruders Werk pragen. Es gelingt dem Autor, die kantigen Seiten Jacqueline Pascals ebenso wie politische und theologische Klarsicht herauszuarbeiten, mit der sie die Machtspiele des Hofes und der Kirchenpolitiker durchschaut, die zur Schliessung Port Royals und zur Zerstorung dieser religiosen Bewegung gefuhrt haben. "Robert Leuenberger hat vor drei Jahren seine bisherigen Studien uber Blaise Pascal in einem Band mit dem Titel "Die Vernunft des Herzens" herausgegeben: ein willkommener Beitrag zum Verstandnis eines Denkers, der im deutschen Sprachgebiet zu den wenig gekannten Beruhmtheiten der Geistesgeschichte zahlt. Erst recht ist damit zu rechnen, dass man von Jacqueline Pascal hier kaum je gehort hat - was der Untertitel der Schrift, die Leuenberger nun ihr gewidmet hat, indirekt zu bestatigen scheint; er lautet: "Die Schwester des Philosophen"; wobei es dem Autor jedoch gerade auch um den Nachweis geht, dass der Einfluss dieser Schwester auf Pascal es ebenso sehr rechtfertigt, in ihm den Bruder einer bedeutenden Frau zu sehen. Sie war das jungste der drei Kinder eines aus der Auvergne stammenden hohen Beamten, der sich nach dem fruhen Tod seiner Frau mit Hingabe der Erziehung dieser Kinder widmete und dabei sowohl "Erfolge" erzielte wie Enttauschungen hinnehmen musste. Zu den schmerzlichen Momenten gehorte, dass Jacqueline nicht davon abzubringen war, der "Welt" zu entsagen; einer Welt, einer Gesellschaft, in der sie brilliert hatte: Als noch sehr junge Autorin konventioneller, aber bemerkenswert kunstverstandiger Dichtungen war sie in Paris zu einigem Ansehen gelangt. Schrittweise und in schwierigen Auseinandersetzungen, nicht nur mit dem Vater, sondern auch mit den Geschwistern, setzte die 25- bis 28-Jahrige ihren Wunsch durch, in das Kloster Port-Royal de Paris aufgenommen zu werden. Am 26. Mai 1653 leistet sie die Profess als "SOeur Jacqueline de Sainte-Euphemie." Anderthalb Jahre danach erlebt Blaise Pascal seine "zweite Bekehrung," an welcher die Schwester einen bestimmenden Anteil hat; im Januar 1655 zieht er sich fur einige Zeit nach Port-Royal des Champs zuruck. Das Leben der Geschwister verbindet sich eng mit den beiden Zisterzienserinnen-Abteien, die im Wesentlichen der grossen Familie Arnauld ihre Bedeutung als Brennpunkte einer streng monastischen Lebensform und einer an Augustinus orientierten Spiritualitat verdanken, so aber auch der Feindschaft der Jesuiten ausgesetzt sind, die seit einem Rechtsstreit mit Antoine Arnauld dem Alteren - dem Vater und Grossvater mehrerer Abtissinnen und des Theologen Antoine des Jungeren - die Kloster als Zentren haretischer und antiautoritarer Umtriebe verdachtigen. So gut es auf wenigen Seiten moglich ist, skizziert Leuenberger diese Vorgange (Sainte-Beuve hat fur ihre Darstellung drei Bande gebraucht), die Pascal den Anlass zu einem Meisterwerk franzosischer Prosa - und, wie man vielleicht hinzufugen sollte, zu einem genialen Rufmord - boten: zu den "Lettres a un Provincial" (1656/57), einer Streitschrift, die zwar keine Wende fur Port-Royal brachte, von der sich aber der Jesuitenorden in Frankreich nicht mehr erholt hat. Fur Jacqueline dagegen wurde der Kampf zu einer Lebens- und Uberlebensfrage. Die geistlich-weltliche Obrigkeit forderte die Nonnen von Port-Royal auf, sich von funf Lehrsatzen zu distanzieren, die durchaus vertretbarerweise fur haretisch erklart, ausserdem aber als Zitate aus dem "Augustinus" des hollandischen Theologen Jansenius ausgegeben wurden. Die Klosterfrauen dagegen bekannten sich nach Anleitung ihrer Mentoren zu der "jansenistischen" Gnadenlehre, ohne die 1300 zweispaltig gedruckten Folioseiten des inkriminierten Werks gelesen zu haben - eine Unterlassung, mit der sie schwerlich allein standen. Nun liess es ihr Gewissen nicht zu, uber den Wortlaut jener funf Satze hinaus auch dem angeblichen Verfasser abzuschworen, und Jacqueline Pascal gehorte zu denen, die sich am heftigsten gegen diese Zumutung wehrten. Mit Recht arbeitet Leuenberger im Rahmen seiner Monographie nicht so sehr das Detail der Tragodie von Port-Royal wie die Mentalitat heraus, die in ihr zutage tritt und sich in Jacqueline Pascal beispielhaft verkorpert. Waren die Nonnen nachgiebiger gewesen, hatte man ihnen eine andere Falle gestellt; sie waren nun einmal das Ziel einer Kirchenp Robert Leuenberger, Dr. phil., Dr. theol., Jahrgang 1916, Studium der deutschen Sprache und Literatur, Geschichte und Theologie. Er war Studentenpfarrer in Basel, Leiter der Kirchlich-theologischen Schule Basel und Professor fur Praktische Theologie an der Universitat Zurich.

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