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Beskrivelse
Der Liebesbrief thematisiert und variiert nichts anderes als den Gedanken inniger Zuwendung: Ich denke an Dich. Da die Tradition, Liebesbriefe zu schreiben, auch im Zeitalter des Internet nicht abgebrochen ist, wohl aber deren Kultur, lohnt der Rekurs auf verlorengegangene Qualitaten des Briefschreibens selber. Das sind die Wiederentdeckung der Stille resp. Innerlichkeit als Voraussetzung des Schreibvorgangs, die Gestaltungsfahigkeit vielschichtiger emotionaler Erfahrungen und Bedurfnisse, damit der Brief zum Spiegel der Seele werden kann, und die Kunst der Verzogerung, welche die zeitlich-raumliche Distanz zwischen Absender und Empfanger, den Trennungsschmerz, seelisch-erotisch intensiviert.
Der Liebesbrief in den Kunsten bringt die atmospharische Dimension des intimsten aller Textkorper asthetisch zum Schwingen; er ist Pladoyer fur eine Schreibkultur, deren anthropologische, psychologische und kathartische Funktion und Bedeutung es neu zu entdecken gilt. Der vorliegende Symposionsband thematisiert Beispiele aus Literatur, Musik und Bildender Kunst. Zur Diskussion stehen Werke von Ovid, Goethe, Schiller, Puschkin - Beethoven, Mozart, Schubert, Brahms, Massenet, Tschaikowsky, Verdi, Hindemith - Minnekastchen, Vermeer, Rubens, Spitzweg, Klinger, Kokoschka, Grieshaber u.a. Der Ausblick auf japanische und indische Briefkunst wagt den transkulturellen Vergleich, der erstaunlicherweise mehr Vertrautheit als Fremdheit offenlegt.
Erstmalig wiedergegeben werden die eigens fur dieses Symposion geschaffenen Bilderzyklen von Jurgen Czaschka zu Ovids Briefen antiker Heroinen und Anke Dziewulski zu Mozarts Hochzeit des Figaro, desgleichen das Preview zur Urauffuhrung der halbszenischen Komposition Hero und Leander von Dimitri Terzakis.