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Beskrivelse
Der vorliegende Band vereint Beitrage des Architekten, Stadtplaners und Stadtbauhistorikers Alexander Papageorgiou-Venetas uber die Entwicklung und Geschichte der neuzeitlichen Stadt Athen von der Neukonzeption als Hauptstadt bis zum Beginn des 21. Jhs., die seit 1997 auf Deutsch oder Englisch in der interdisziplinaren Zeitschrift Thetis erschienen sind. Neben Aufsatzen hat er mehrere Abhandlungen zur Geschichte Athens in der Neuzeit vorgelegt, darunter zwei in unserer Reihe Peleus. Als geburtiger Athener ist der Autor mit dem Gefuge und der Entwicklung seiner Heimatstadt bestens vertraut. Hier hat er Architektur und Stadtplanung studiert und sich durch seine Arbeiten immer mehr mit der Stadt identifiziert. Unter den verschiedensten Aspekten hat er ihre Wiedergeburt nach dem griechischen Freiheitskrieg und ihren Ausbau als neue griechische Hauptstadt untersucht - ausgehend vom ersten und trotz aller Widerstande massgeblich gebliebenen Stadtplanungskonzept der Schinkel-Schuler Schaubert und Kleanthes - und deren originale Plane samt den folgenden Plananderungen und Gegenvorstellungen publiziert. In seinem Oeuvre treffen sich Architektur und Archaologie auf einem anderen Feld als dem Ublichen der praktischen Bauforschung, vielmehr im Bereich der Denkmalpflege, Wissenschaftsgeschichte und Kulturgeschichte. Gerade die Akropolis von Athen ist ein hervorragendes Beispiel, an dem sich paradigmatisch alle Probleme der Denkmalpflege aufzeigen und mit denen anderer grosser Denkmaler des Kulturerbes vergleichen lassen. Das eigentliche Problem war, dass die bescheidene, im Freiheitskampf zerstorte Siedlung uber dem Zentrum einer der bedeutendsten antiken Poleis lag - fur diese Chance und Bedrohung zugleich; die meisten beteiligten Entscheidungstrager sahen aber nur noch die daruber aufragende Akropolis. Auf dem Boden derartiger Betrachtungsweisen entwickelte sich die Grundproblematik der Hauptstadt-Konzeption, die allerdings im Lauf der Zeit aufgrund weiterer Planungsaspekte immer komplexer geworden ist. Der Band beginnt mit der Darstellung der alternativen Planungen fur die Stadtresidenz des neuen griechischen Konigs, deren Errichtung man direkt nach der Staatsgrundung in den 1830er Jahren fur vorrangig hielt. Der vergleichende Blick auf die alternativen Planungen - auf den von Schaubert und Kleanthes im Rahmen ihres Stadtkonzepts, auf von Klenzes Gegenentwurf, auf Schinkels Plan eines Konigsschlosses auf der Akropolis selbst, und schliesslich auf den von Klenzes Konkurrenten von Gartner ausgefuhrten Bau - ist besonders erhellend. Den wichtigsten Einschnitt in dieser fruhen Phase der Stadtplanung, die Reduzierung des ursprunglichen Plans durch die vom Konigsvater, Ludwig I. von Bayern, in Auftrag gegebene Planrevision seines Hofarchitekten von Klenze, die einen grosseren Teil der Altstadt (der heutigen Plaka) beibehielt und dadurch das archaologische Grabungsareal im wichtigsten Bereich des antiken Stadtzentrums entscheidend beschnitt, betrachtet Papageorgiou-Venetas im Rahmen von Klenzes lebenslanger Auseinandersetzung mit dem kunstlerischen Erbe des antiken und modernen Griechenland. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs zum Massentourismus lasst sich in Athen schon uber zwei Jahrhunderte beobachten. Es ist ein erwunschtes Mittel, den Besuchern Ausgrabungen nahe zu bringen, sie in parkahnlichen Anlagen zu konservieren. Das erst vom Zufall, dann von Planungen beforderte Zusammenwachsen eines Ringes archaologischer Zonen um die Akropolis hat die neu gestaltete Fussgangerzone im sudlichen Randbereich der Akropolis vorlaufig geschlossen. Wichtig ist, die Strome der Touristen, deren Bedurfnisse und Wunsche zu berucksichtigen, aber auch deren negative Auswirkungen auf die Erhaltung des Kulturerbes streng im Auge zu behalten. Den hohen Wert der offentlichen Erreichbarkeit der eben gerade dadurch bedrohten Akropolis betont ein Beitrag. Die Gestaltung ihrer Umgebung durch Papageorgiou-Venetas eigenen Lehrer Dimitris Pikionis in den 1950er Jahren stellt ein Paradebeispiel fur den kreativen und doch denkmalpflegerisch vorbildlichen Umgang mit der historischen Stadtlandschaft dar. Was im 19. Jh. kahle Felsen waren, nehmen seit einem halben Jahrhundert Besucherscharen ganz selbstverstandlich als antike "heroische" Parklandschaft wahr.