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Beskrivelse
Die wichtige historische Epoche der "Renaissance des 12. Jahrhunderts" oder auch der "Anfange nationaler Geschichtsschreibung" ist nicht nur durch entscheidende Veranderungen sozialer, politischer und wirtschaftlicher Natur gekennzeichnet, sondern in dieser Zeit wurden aufgrund der historischen Rahmenbedingungen Schreibtraditionen zur guten und schlechten Herrschaft begrundet, die teils bis heute reichen. Grischa Vercamer untersucht in seiner Studie vergleichend die Vorstellungen hochmittelalterlicher Chronisten bezuglich praktischer Herrschaftsausubung in England, Polen und dem Heiligen Romischen Reich. Mittelalterliche Chronisten bzw. Historiographen beschreiben Herrschaft nicht abstrakt oder theoretisch, sondern anhand konkreter Personen und konkreter Handlungen. Dadurch lasst sich ein fundierter Eindruck davon gewinnen, wen damalige Autoren als "guten" oder "schlechten" Herrscher ansahen und auf welchen Handlungen sie ihr teils unbewusstes, teils verschleiertes Urteil begrundeten. Es werden diffuse Ordnungs- und Rechtsvorstellungen fassbar, die eine Alternative zu herkommlichen Rechtsquellen bieten. Der hier angewendete systematisch-analytische Zugriff auf die Werke mithilfe von soziologischen und narratologischen Werkzeugen ermoglicht es, ein ganzheitliches, belastbares Bild von Herrschaft aus den Chroniken herauszuarbeiten. Zudem wird nach eventuell vorhandenen Verschiedenheiten bei der Wahrnehmung von Herrschaft bezuglich der im Hochmittelalter sehr unterschiedlichen Nationen gefragt. Uberraschend lassen sich dabei durchaus signifikante Unterschiede feststellen.