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Beskrivelse
Im 19. Jahrhundert ist ¿Mitteleuropä noch kein kulturelles Konzept, sondern ein geopolitischesProblem. Um die Vorherrschaft in diesem Raum konkurrieren die Großmächte Preußen,Habsburg und Russland. Im Ersten Weltkrieg wird die Dominanz in Mitteleuropa zumweitgreifenden Kriegsziel des Kaiserlichen Deutschland. Erst mit der völligen Neuordnungdieses Raumes durch den Versailler Vertrag werden Konzepte der kulturellen Sinnhaftigkeitvon Großräumen, wie sie seit Anfang des 19.Jahrhunderts entstanden waren, für ¿Mitteleuropäangeeignet ¿ freilich in doppelter Ausprägung, und ausgehend vom untergegangenenHabsburgerreich. Die jungen Nationen feierten den Untergang des ¿Völkerkerkers¿; im¿Mythos von Habsburg¿ wurde dagegen das Miteinander unter einem Kaiser in Friedenzur Vergangenheitsutopie ¿ aber auch die Dekadenz dieses Reiches. Nach dem ZweitenWeltkrieg wird ¿Mitteleuropä dagegen zum utopischen Ort kulturellen Widerstands gegendas Sowjetimperium, sodass die Revolutionen von 1989 für kurze Frist wie die Einlösungeiner ¿mitteleuropäischen¿ Utopie erscheinen. Mittlerweile setzt sich freilich eine Realpolitikdurch, die das Erbe der Diktatur vielleicht ideologisch ablehnt, deren Praktiken aber in einer¿illiberalen Demokratie¿ weiterführt. So findet ¿Mitteleuropä einmal mehr seinen Ort nurnoch in der Kultur, der Literatur zumal.Der vorliegende interdisziplinäre Band, der auf ein Konferenzprojekt in der Villa Vigonizurückgeht, rekapituliert in profunden Beiträgen die Stationen dieses Prozesses.