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Beskrivelse
Die Studie untersucht das Verhaltnis der Regierung des Russlandischen Reiches und der orthodoxen Staatskirche zu den russischen Altglaubigen in Livland. Das Altglaubigentum entstand Mitte des 17. Jahrhunderts in Folge der Ablehnung liturgischer und ritueller Reformen durch einige Priester und einen beachtlichen Teil der Glaubigen. Die Arbeit behandelt den Wandel der Politik gegenuber den Altglaubigen in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts. Sie fangt die Stimmen jener Beamten, Vertreter der Staatskirche und Intellektuellen der Zeit ein, deren Ideen und Handlungen fur den Kurswandel der Regierung gegenuber den Altglaubigen massgeblich waren. Ausgangspunkt der Untersuchung ist die diskriminierende Politik Nikolajs I. Die Altglaubigen wurden in bisher ungekanntem Ausmass in allen Bereichen ihres religiosen, familiaren und sozio-okonomischen Lebens entrechtet. Seit den 1860er Jahren vollzog sich schrittweise eine Kursanderung in Richtung grosserer Toleranz gegenuber den Altglaubigen. Dieser Wandel fand im Spannungsfeld der aufgeklart-absolutistischen Interessen der Regierung, die Altglaubigen fur staatliche Zwecke nutzbar zu machen, und dem Versuch der orthodoxen Kirche, die Altglaubigen weiterhin als Schismatiker bekampfen zu lassen, statt. Samtliche Versuche der Regierung, den Altglaubigen grossere Rechte zu gewahren, trugen aufgrund des Widerstands der orthodoxen Kirche Kompromisscharakter. Uber die Bedenken der Staatskirche setzte sich die Regierung erst 1905 in Zeiten der Revolution hinweg und legalisierte das Altglaubigentum uneingeschrankt.