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Beskrivelse
Die erste Zeit des Lebens, im Mutterleib, wahrend und nach der Geburt, ist eine sensible Phase. Lange bevor Worte an Bedeutung gewinnen, sind es Atmospharen, welche das Sein und die Entwicklung des werdenden Menschen pragen. Musiktherapie vermag hier anzuknupfen und unterstutzend zu wirken, wenn erschwerende, vielleicht sogar lebensbedrohliche Umstande den Start ins Leben belasten. Die vier Autorinnen des dritten Bandes der Zurcher Schriften zur Musiktherapie zeigen auf, wie belastende Situationen in dieser Zeit mit musiktherapeutischen Methoden begleitet werden konnen. Die ersten beiden Beitrage befassen sich mit risikoschwangeren Frauen, die stationar behandelt werden mussen, weil ihr Leben und/oder dasjenige des Kindes in Gefahr ist, respektive eine Fruhgeburt droht. Angste und Sorgen um die Auswirkungen dieser Situation auf das ungeborene Kind belasten die werdenden Mutter. Psychische Entlastung ist deshalb fur die Mutter-Kind-Einheit ebenso wichtig wie die medizinische Behandlung. Die beiden Autorinnen JUDITH KAUFMANN und RENATE NUSSBERGER beschreiben eindrucklich, wie die musiktherapeutische Begleitung auch wenn sie nur wenige Stunden umfasst korperliche Entspannung ermoglicht, positive Wirkung auf Angste und Depressionen hat und der Mutter hilft, die emotionale Verbindung zum Kind zu spuren und seiner naturlichen Entwicklung zu vertrauen. Die andern beiden Beitrage nehmen das Kind in den Fokus. MONIKA ESSLINGER gibt einen fundierten Einblick in die musiktherapeutische Begleitung von Neugeborenen, die aufgrund der Substanzabhangigkeit ihrer Mutter einen neonatalen Drogenentzug durchmachen mussen. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf der Behandlung fruher Interaktionsstorungen, die sich aus dieser Diagnose ergeben. Die geschilderten Sequenzen mit den Kindern beruhren durch ihre atmospharische Unmittelbarkeit und werden fachlich ausserst kompetent erlautert, wobei in respektvoller, ressourcenorientierter Weise auch auf die unbedingte Notwendigkeit der Einbindung der Eltern hingewiesen wird. MARGARETH MARIA LEITGEB verdeutlicht in sensibler Weise, wie die Ereignisse um eine Fruhgeburt auch vom Kind als traumatisch erlebt werden. Vor dem Hintergrund des von ihr entwickelten Traumazentrierten Musiktherapiemodells stellt sie differenziert dar, wie spezifische, feinfuhlig eingesetzte musiktherapeutische Interventionen helfen, betroffene Babys und Kleinkinder zu stabilisieren und das Fruhgeborenentrauma aufzuarbeiten. Auch sie betont den wertschatzenden, die Beziehung zum Kind unterstutzenden Einbezug der Eltern. Alle vier Beitrage sind gepragt durch die lebendige Verknupfung von Theorie und Einblicken in die musiktherapeutische Praxis. Sie richten sich uber die Musiktherapie hinaus auch an Fachpersonen aus Medizin, Psychotherapie, Psychologie und Heilpadagogik sowie an betroffene Familien.