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Beskrivelse
Gesellschaft als staatliche Veranstaltung und ein Defizit der Burgertumsentwicklung lauten zwei grand narratives fur die vorrevolutionare russische Geschichte. Vor dem Hintergrund der seit den spaten 1980er Jahren intensiv gefuhrten Debatte uber die Existenz einer russischen Zivilgesellschaft zeigt diese Monographie am Beispiel der beiden Wolgagrossstadte Kazan' und Saratov, wie in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts Staat und Gesellschaft auseinander und zusehends in Gegensatz zueinander traten. Geselligkeit und gesellschaftliche Selbstorganisation waren Grundlagen der sich in Versammlungen, Vereinen, den Organen der lokalen Selbstverwaltung und der Presse diversifizierenden Offentlichkeit. Zu ihren Tragern zahlten Personen von Besitz und Bildung, die den Kern einer Stande, Ethnien und Konfessionen ubergreifenden lokalen Gesellschaft konstituierten. Der Autor betrachtet diesen Gruppenbildungsprozess stadtischer Eliten als Element der Etablierung gemeineuropaischer Formen in Russland, ohne dass die urbanen lokalen Gesellschaften in der bauerlich gepragten Bevolkerung eine ahnliche Gestaltungskraft wie in Westeuropa erreichen konnten.