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Beskrivelse
Mirjam Loos zeichnet eine mentalitatsgeschichtliche Entwicklungslinie im Protestantismus nach, beleuchtet Positionierungen und Diskurse kirchenhistorisch und analysiert diese sprachwissenschaftlich. Die Autorin zeigt, dass massive Abwehrhaltung und sprachliche Radikalitat dabei nur teilweise auf unfreie Kommunikationsstrukturen im totalitaren NS-Staat zuruckzufuhren sind. Evangelische Publikationen, die das bolschewistische "Experiment" ablehnten und vor kommunistischen Einflussen in Deutschland warnten, hatten am Ende der Weimarer Republik Hochkonjunktur. Als hochgradig verbindend - sowohl innerhalb des evangelischen Lagers als auch mit nationalsozialistischen Denk- und Sprachmustern - wirkte die Furcht vor der sogenannten "Weltgefahr des Bolschewismus". Evangelische Autorinnen und Autoren multiplizierten populistische Metaphern, zumeist aus dem Feld der Gefahrenabwehr, die als existentiell empfundene Angste widerspiegelten. Mirjam Loos zeigt mit Ihrer Untersuchung, wie der Blick fur Komplexitat durch die kontinuierliche Verwendung solcher Sprachbilder verloren ging und dieser Umstand dazu beitrug, offensichtliches Unrecht im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion nicht zu erkennen bzw. protestlos hinzunehmen. Nach 1945 entscharften die meisten evangelischen Autoren ihre Rhetorik, Ressentiments wirkten allerdings fort.