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Beskrivelse
Die Antike in 'dem' Text zu suchen, der gemeinhin als das Grundungszeugnis der asthetischen Moderne gilt, scheint abwegig. Die Bildwelt der 'Fleurs du mal', das sind, so meint man, die Strassenschluchten von Paris und die in ihnen umherirrenden modernen Heroen, die beklemmenden Innenraume des 'Spleens' und die grausame Sinnlichkeit der Schonen. Und doch hat auch die Antike dort ihren Platz. Als kleinste Fragmentsplitter sind Referenzen auf antike Text- und Bildwelten in die einzelnen Gedichte gestreut. Der fragmentarische Charakter dieser Referenzen konnte leicht als modernes Desinteresse an der Antike missdeutet werden. Die Lekturen ausgewahlter Gedichte jedoch zeigen, dass der Fragmentcharakter dem spezifisch Baudelaireschen Modus des "Gebrauchs" geschuldet ist: Dieser legt in einer absolut modernen Wahrnehmungspraxis jene Elemente der antiken Text- und Bildwelten frei, die nunmehr konstitutiv fur die Baudelairesche Moderne werden konnen. Diese Moderne lasst ihr antikes Geschwister aber nicht in neuem, humanistischem Glanz erstehen, sondern fuhrt es als lebende Tote vor. Auf der Schwelle zur Moderne artikuliert sich noch einmal eine 'querelle', die weder fur die eine noch fur die andere Seite die Lanze bricht: Die Baudelairesche Moderne entsteht aus einer als tot-untot gedachten Antike.