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Beskrivelse
Ich bin ein Mensch des Gleichgewichts, lautet eine beruhmte Selbstcharakterisierung Thomas Manns. Das Balancieren erscheint in seinem Werk als Grundbewegung des menschlichen Lebens, die jedoch stets von Gegenkraften - dem Schwindel, der Schwermut, dem Radikalismus - gefahrdet bleibt. Aglaia Kister unternimmt eine metaphorologische Analyse der Bildspender, aus welchen sich Thomas Manns Balance-Ideale speisen und die fur sein Denken entscheidende Implikationen besitzen. Wie die Lekture ausgewahlter Romane und Essays zeigt, erwachsen seine leidenschaftlich umworbenen Gleichgewichtskonzepte gerade aus den modernespezifischen Erfahrungen des Balanceverlusts: Besonders der Schwindel bildet ein gendertheoretisch, existenzphilosophisch und poetologisch bedeutsames Leitsymptom. Balance erscheint bei Thomas Mann als ein ebenso gluckhafter wie fragiler Zustand, der den Krisen des politischen, seelischen oder korperlichen Gleichgewichtsverlusts stets aufs Neue abgerungen werden muss.