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Beskrivelse
Patientenbriefe bilden eine Textsorte, die der Sprachwissenschaft bislang unbekannt war. Diese Untersuchung basiert auf einem neu erschlossenen Korpus historischer Patiententexte der suddeutschen psychiatrischen Einrichtung Kaufbeuren-Irsee, die mehrere tausend Egodokumente des 19. und fruhen 20. Jahrhunderts von Schreiberinnen und Schreibern aus einem breiten sozialen Spektrum uberliefert. Im Fokus der sozio- und variationslinguistischen Analysen dieser individuenzentrierten Arbeit stehen nahe- und distanzsprachliche Merkmale in 191 privaten und offiziellen Briefen von 28 Personen (22 Patienten, 6 Angehorige), die allesamt eine beachtliche sprachliche Flexibilitat und Varietatenkompetenz aufweisen. Dies wird gestutzt durch detaillierte Untersuchungen intraindividueller Variation innerhalb von Texten sowie in der Diachronie. Die Arbeit ruckt den Sprachgebrauch marginalisierter Personen ins Zentrum des Interesses und ermoglicht die Etablierung einer 'inklusiven' Sprachgeschichte.