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Beskrivelse
Jedes Lesen, jedes Schreiben ist Ubersetzung. Und doch weiss man von der Arbeit der literarischen Ubersetzer, ihren Methoden und Strategien erstaunlich wenig. Erstmalig typisiert und kategorisiert eine Studie Recherchebedurfnisse von Literaturubersetzern. Ziel dieser Arbeit, die interdisziplinar ausgerichtet ist und auf der Grenze zwischen Bibliotheks- und Ubersetzungswissenschaft situiert, ist die Analyse der Fragestellungen literarischer Ubersetzer und damit ihrer Informationsbedurfnisse sowie die Kennzeichnung jener Ressourcen, die zur Schliessung vor allem sachlich-inhaltlicher Informationslucken herangezogen werden konnen. Durch die bessere Kenntnis der realen Benutzungssituation sollen Massstabe fur die Gestaltung eines Bibliotheksbestands fur diese spezifische Zielgruppe entwickelt werden. Damit liegt der Schwerpunkt dieser Studie auf der Analyse der Anlasse fur die Benutzung von Informationsmitteln durch Literaturubersetzer und ihres Benutzungsziels, also auf der Untersuchung dessen, was Ubersetzern innerhalb der Recherche tagtaglich Kopfzerbrechen bereiten kann. Eine Rechercheanalyse zeitgenossischer deutscher und angloamerikanischer Werke (u.a. von Gunter Grass, Christian Kracht, Sten Nadolny, Brad Gooch und E. Annie Proulx) zeigt anschaulich, dass die Informationsbedurfnisse von Literaturubersetzern uberaus vielfaltig sind, sich auf die unterschiedlichsten Fachgebiete und Sprachen beziehen und verschiedenste Themen aufgreifen konnen. Teils umfangreich und komplex, teils extrem punktuell, mogen diese Fragestellungen dem Laien mitunter sogar banal erscheinen. Im Gegensatz zu traditionellen Bibliotheksbenutzern ist Ubersetzern nicht am Erkenntnisgewinn in einem spezifischen Fachgebiet gelegen, sie haben keine konstanten Forschungsinteressen. Die Untersuchung weist nach, dass die Massstabe der Recherche allein die vom Ausgangstext aufgeworfenen Informationsbedurfnisse vorgeben. Diese reichen vom Auflosen von Abkurzungen uber das Verifizieren biographischer, bibliographischer und geographischer Angaben bis hin zur Einarbeitung in fachsprachliche Wortfelder, Dialekte und Soziolekte oder in Fachgebiete wie Zoologie, Kunst oder Schiffahrtswesen. Der Umfang des vom Ubersetzer benotigten Wissens ist somit nicht vorhersehbar und weder im Hinblick auf die Sprache noch auf zeitliche oder thematische Bezuge eingrenzbar. Neben der praxisnahen Darstellung dieser Problematik werden durch eine ausfuhrliche Beispieldiskussion exemplarisch ubergreifende Kriterien fur verschiedene Informationsmittelgattungen und Informationsmitteltypen erarbeitet und deren thematisches, sprachliches und zeitliches Spektrum sowie die Vielfalt der Recherchemoglichkeiten veranschaulicht. Es wurde angestrebt, vor allem Praktiker zum Thema Ubersetzer als Hilfsmittelbenutzungstyp zu Wort kommen zu lassen. Die zahlreichen Selbstauskunfte lassen sich auch als Ansatze zu einer Poetik der Literaturubersetzung lesen. Die Entwicklungen der neuen Technologien sind ausdrucklich in die Rechercheanalyse und Beispieldiskussion einbezogen. Ein separates Kapitel stellt die Moglichkeiten des Internets als Rechercheinstrument fur Ubersetzer dar. Der unmittelbare Einblick, den die Verfasserin durch ihre Arbeit im Europaischen Ubersetzer-Kollegium in Straelen in die konkrete ubersetzerische Praxis nehmen konnte, liess sich vor allem bei der Auswahl der Recherchebeispiele nutzen. Inhalt: Nach einem Uberblick uber das Selbstverstandnis der Literaturubersetzer (Kapitel 2) und der Begriffsbestimmung von Text sowie von Textproduktion und Textrezeption (Kapitel 3) werden im Zusammenhang mit der Analyse der Anforderungen an die ubersetzerische Sprachkompetenz (Kapitel 4) und Sachkompetenz (Kapitel 5) die ubersetzerische Recherche (Kapitel 6) sowie Recherchemethoden (Kapitel 7) dargestellt. Mogliche Informationsbedurfnisse literarischer Ubersetzer untersucht die Rechercheanalyse (Kapitel 8), detailliert dokumentiert im Anhang auf der beiliegenden CD-ROM (Anhang 1-19). In Kapitel 9 bis 12 werden Massstabe fur den Bestandsaufbau einer ubersetzerspezifischen Bibliothek, die aus den Ergebnissen der Rechercheanalyse resultieren, diskutiert. Der Schlussteil (Kapitel 13) analysiert Einsatzmoglichkeiten digitaler Medien bei der Recherche.