Der Opfergang

"In jenem hei en August, da die Cholera in Hamburg herrschte und mehr Menschen die K?hle des Grabes brachte, als je ein hei er Sommer zuvor, konnte man, immer zur n?mlichen Abendstunde, einige Tage lang eine hohe sch?ne Frau in einer kaum auff?lligen und doch so merkw?rdigen Verkleidung und Verstellung eine der stillen und vornehmen Villenstra en an der Alster dahinschreiten sehen, da man sich unwillk?rlich noch mit dieser Erscheinung besch?ftigte, nachdem sie l?ngst dem Auge entschwunden war. Von den wenigen, die dort gingen, hat wohl niemand ihr nachzublicken gewagt, denn ihre Art erlaubte das nicht; aber nachgesonnen hat ihr wohl jeder, der sie begegnend ins Auge fa te. Es war sicherlich nicht die Zeit zu Vermummungen, w?hrend die Seuche t?glich gieriger wurde und ihr Hunderte von Menschenopfern nicht mehr gen?gten; als ich aber das Gebaren dieser Frau sah, welche mit einer inneren Schwere ohnegleichen einen vorgeschriebenen Weg zu gehen schien, ergriff es mich, als ob das Leben in einer Art Wettstreit h?tte zeigen wollen, da es grausamere, blutigere Menschenopfer fordere, als jener d?rrende Tod."