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Beskrivelse
Die Sehnsucht nach Gerechtigkeit ist ein menschlicher Urtrieb wie Durst, Hunger oder Sexualität. In der Alltagssprache wird von der Gerechtigkeit in der Einzahl gesprochen. Man geht davon aus, es handele sich um einen Begriff mit festem, eindeutig bestimmbarem Inhalt. Das ist unzutreffend. Unsere jeweiligen Gerechtigkeitsvorstellungen sind das Produkt eines jahrtausendealten Diskurses mit vagen und variablen Ergebnissen: Als gerecht gilt es seit Aristoteles und Ulpian, Cicero und Thomas von Aquin "Jedem das Seine zu gewähren". Aber was ist "das Seine"? Wer hat die Definitionsmacht über diese Frage im konkreten Fall? Daneben stehen die subjektiven Gerechtigkeitserwartungen der jeweils Beteiligten. Sie sind von ihren schichtspezifischen Prägungen, ihren ideologischen Vorverständnissen und ihren materiellen Interessen beeinflußt. Gerechtigkeit gibt es also in der gesellschaftlichen und politischen Wirklichkeit nur im Plural als den Wettbewerb unterschiedlicher, oft gegensätzlicher Leitbilder der verschiedenen weltanschaulichen und politischen Gruppen. Dem geht Bernd Rüthers an einer Fülle von Beispielen aus Geschichte und Gegenwart nach. Er weist die Unsicherheit und Wandelbarkeit des Gerechtigkeitsbegriffes und der "Rechtsidee" im Wandel der Systeme und Kulturen nach. Die Kriterien der Gerechtigkeit erweisen sich als unscharfe Wegweiser in immer neue Problemfelder menschlichen Zusammenlebens. Der Staat hat kein Wahrheits- oder Richtgkeitsmonopol für die Definition des jeweils "Gerechten". Er verkündet in Gesetzen und letztinstanzlichen Entscheidungen nur die jeweiligen "Systemgerechtigkeiten" aus seiner Sicht.