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Beskrivelse
Seit Juni 2014 ist Albanien offizieller Beitrittskandidat der Europaischen Union. Obwohl sich das einst isolierte Land ab 1990/91 mit der Abschaffung der kommunistischen Diktatur geoffnet und demokratisiert hat, ist die ohnehin marginale Berichterstattung in den internationalen Medien nach wie vor einseitig und von Stereotypen durchdrungen. Uber gesellschaftliche und politische Diskurse erfahrt man nur wenig. Die vorliegende Untersuchung setzt hier an: Seit den 1990er-Jahren besteht zwischen dem international bekannten Schriftsteller Ismail Kadare (Albanien) und dem renommierten Akademiker Rexhep Qosja (Kosovo) eine Rivalitat, die in den albanischen Medien durch einen Schlagabtausch ausgetragen wird. Inhalt der Polemiken sind gesellschaftliche und politische Themen, die oft mit divergenten Geschichtsauffassungen und Fragen der albanischen Identitat verknupft sind. Im Jahr 2006 entbrannte eine Debatte zur "europaischen Identitat der Albaner," in deren Verlauf sich auch zahlreiche andere albanische Intellektuelle zu Wort meldeten. Auf der Basis der in diesem Zeitraum erschienenen Essays und Zeitungsartikel geht Henry Ludwig in seiner Studie der Frage nach, welche Konzepte zu Europa aktuell im albanischsprachigen Raum diskutiert und weiterentwickelt werden. Ausgehend von einem imagologischen Ansatz und mittels qualitativer Inhaltsanalyse untersucht er dabei sowohl die Konzeptproduktion als auch die Konzeptvermittlung. Im Resultat zeigt sich ein differenziertes Bild albanischer Denkstromungen in Bezug auf die Zugehorigkeit zu Europa. Die ermittelten Konzepte geben Aufschluss uber pro- und antieuropaische Auffassungen von albanischer Identitat, Kultur, Gesellschaft, Politik und Geschichte.