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Beskrivelse
Das Dao De Ging-auch Tao Te King oder Daodejing geschrieben-ist eines der meist-ubersetzten Bucher der Weltliteratur. Es ist hier dargeboten in einer Fassung, die auf jeden philosophischen Kommentar bewusst verzichtet und den Text so einfach und pragnant wie moglich halt. Alles, was Zierrat ist in der Diktion muss daher gnadenlos weggestrichen werden, sodass sozusagen das Skelett der Gedanken durchscheint. Ich wurde daher meinen, dass die Ubersetzung von Richard Wilhelm zuviel philosophischen (und philologischen) Ballast in den Text bringt. Ob man nun mit neuerer philologischer Forschung annimmt, das Dao De Ging sei nicht nur von Laotse, sondern ist von einer Reihe von daoistischen Weisen verfasst worden, lag es nicht in der Natur der Daoisten, lange Rede zu machen. Eines ihrer bekannten Mottos war denn auch 'Langer Rede, kurzer Sinn.' Das habe ich hier berucksichtigt, und es wird auffallen, dass meine Ubersetzung erheblich kurzer ist, als die der meisten deutschen Sinologen. Der Begriff des Dao ist grundlegend fur das Verstandnis der altchinesischen Philosophie. Wie der Autor es selbst sagt in der ersten Strophe ist es nutzlos, das Dao mit Worten definieren zu wollen. Es kann nur umschrieben werden. Meist spricht man von einem Pfad oder Weg, einem Prinzip, einer Methode, einer Doktrin, einer Ordnung. Es mag auch Matrix oder Struktur nahelegen, und wird gewohnlich mit der Realitat des Universums gleich gesetzt. Die Natur in der Philosophie von Laotse und anderer Daoisten hat nichts, aber auch garnichts mit dem zu tun, was westliche Philosophie unter Natur verstand. Der Ansatz 'Mensch zu Natur' war von Anfang an ein integrativer, nicht ein subordinativer: die Natur ist nach altchinesischem Denken dem Menschen gleichgeordnet, nicht untergeordnet. Manche Passagen im Dao De Ging legen gar die Vermutung nahe, dass fur die Daoisten die Natur dem Menschen ubergeordnet war. Im Gegensatz zur hellenischen Philosophie war Daoismus keinesfalls dialektisch-spekulativ. Auch wurden die alten Weisen das Buch keineswegs als 'heilig' bezeichnet haben, obwohl der Geist, der aus ihm strahlt, durchaus ein naturlich erhabener, religioser Geist ist. Trotz der Wahrscheinlichkeit, dass das Buch verschiedene Autoren hat, wird es heute als ein einheitliches philosophisches Gedankengebaude angesehen. Ganz besonderer Schwerpunkt wird gelegt auf Fuhrung, Menschenfuhrung und Staatsfuhrung, also Management und Politik. Die einzelnen Paragraphen erscheinen vor diesem Hintergrund als Ausarbeitungen bestimmter Einzelthemen, doch wird schnell klar, dass es sich hier um Variationen eines einzigen Themas handelt. Das Wertsystem, das hier durchschimmert, ist erfrischend kontrar zu dem der heute fuhrenden grossen Nationen. Es ist ein Wertsystem, das das Weibliche ganz und gar umfasst und integriert, das die Natur respektiert, und das den Menschen so nimmt, wie er nun einmal ist. Es ist ein Wertsystem, das dem des Moralismus und der Heuchelei eine volle und deftige Absage erteilt. Der Stil ist gepragt von Gegensatzpaaren, und Widerspruche sind nicht wegdenkbar, denn manchmal erreicht die philosophische Konzentration des Textes seine Grenzen.