Aus guter Familie

Breit und hell fiel ein Strahl der Fr?hlingssonne durch das verstaubte Bogenfenster einer Dorfkirche. Er durchschnitt als warmer, gl?nzender Streifen die graue D?mmerung und verlor sich hinter wei em Gitter in den schattig-feuchten Tiefen des Pfarrstuhles, den mehrere festlich gekleidete Herren und Damen besetzt hatten. Mitten in der Lichtbahn stand die Konfirmandin vor dem Altar. Das kleine Kreuz auf ihrer Brust gl?hte gleich einem ?berirdischen Symbol, und wie ein Kranz weltlicher Herrlichkeit flimmerte, von tausend Goldfunken durchspr?ht, das braune Haar ?ber dem rosenroten, thr?nenbetauten, feierlichen Kindergesicht. Sie stand ganz allein an dem heiligen Orte, durchschauert von der Bedeutung des Augenblicks bangend, das Gel?bde auszusprechen, das auf ihren Lippen schwebte und sie f?r ein Leben der Wahrheit und der Heiligung unwiderruflich verpflichten sollte. Hinter ihr, zwischen den schmalen Holzb?nken, h?rte sie das Gepolter einiger niederknienden Tagel?hnerkinder, die bereits die Einsegnung empfangen hatten. Agathe w?nschte pl?tzlich mit krankhafter Heftigkeit, unter den peinlich glattgek?mmten und rotgeseiften K?pfen, den ungeschickten Gestalten dort sich verbergen, sich an der Gemeinschaft mit ihnen st?rken zu k?nnen. Ihr Herz wollte sein Schlagen aussetzen, eine Furcht ergriff sie, ein Schwindel, indem sie auf die Kniee sank und den Kopf mit dem Gef?hl neigte, es m?sse in der n?chsten Minute ihr Dasein, das froh empfundene Dasein, gegen einen Zustand von fremder Schauerlichkeit, voll erhabener Schmerzen und beklemmender Wonnen eingetauscht werden.