90 Jahre, alt oder weise

.Man muss die Vergangenheit kennen, um die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten zu k?nnen, lautet ein weises Wort. Doch was ist Vergangenheit, ist Geschichte?

Voltaire hat einmal gesagt:

"Geschichte ist die L?ge, auf die man sich geeinigt hat."

Doch wer hat sich darauf geeinigt?

"Immer schreibt der Sieger die Geschichte der Besiegten."

lautet die Antwort von Bertold Brecht.

Zweifellos ist auch mein Geschichtsbild ein subjektives. Ein objektives aber wird es wohl nie geben. Aber ich m?chte meinen Kindern und Enkelkindern eine Antwort geben auf die Bitte: "Erz?hl doch mal."

Doch warum schreibe ich nun eine Familiengeschichte, die sich auch an Fremde richtet, f?r die derartige pers?nliche Geschichten kaum interessant sind, zumal ich keine "Person des ?ffentlichen Interesses" bin. Die Antwort auf diese Frage und Anregung, es zu versuchen, gab mir ein bekannter Germanist mit seinen eigenen Erinnerungen.

"Eine Familiengeschichte kann zu erkennen geben, in welcher Weise die gro en Geschehnisse einer Zeit auf ein kleines, einzelnes Leben eingewirkt haben, wie sich politische, gesellschaftliche, kulturelle Vorg?nge und Ver?nderungen dort abbilden und widerspiegeln."

Zu meiner Familiengeschichte geh?ren nat?rlich auch meine Vorfahren, Familie und Heimat sind die Wurzeln, aus denen wir unsere Kraft ziehen k?nnen, wenn wir den Halt verlieren. Aber auch ihr Leben hat die Wurzeln in der Vergangenheit. Das alles hat mich gepr?gt. Meine Erinnerungen k?nnen daher nicht erz?hlt werden, ohne die gro en Epochen und Erz?hlungen einzubinden.

J?rgen Bussiek